Das Qualifikationsverfahren ist 2023 vorüber. Mit Blick auf die Statistiken: Weche Bilanz kannst du ziehen?
Nachdem die Prüfungen letztes Jahr die ersten nach neuer Bildungsverordnung waren, dürfen wir 2023 insbesondere bei den Carrosseriespengler/innen und Carrosserielackierer/innen auf deutlich bessere Quoten blicken. Nach meiner Auffassung ist eine nationale Durchfallsquote von unter zehn Prozent zufriedenstellend. Der Beruf Carrosseriespengler/-in erfüllt diese Vorgabe mit nationaler Durchfallsquote von 6,6 Prozent recht gut. Da bin ich sehr froh, auch im Hinblick auf den grossen Fachkräftemangel. Bei den Lackierer/innen sieht es dieses Jahr weniger gut aus mit einer Durchfallsquote von 13,3 Prozent. Da müssen wir uns Gedanken machen. Ebenfalls eher negativ sieht es bei den Lackierassistent/innen aus mit 10,8 Prozent. Erfreulicherweise stehen die Fahrzeugschlosser mit einer super Quote von 2,6 Prozent da.
Betrachten wir das Niveau der Absolventinnen und Absolventen anhand der Noten. Vielerorts bewegten sich die Jugendlichen um die Note 4. Welche Gedanken hast du dazu?
Es wäre schön, wenn sich die praktischen und theoretischen Ergebnisse auf Augenhöhe bewegen würden. Bei den Carrosseriespengler/innen ist das Gesamtergebnis leider eher frapant mit einem nationalen Durchschnitt von 3,9 in der Berufskenntnis, das ist alarmierend – nicht nur im Vergleich mit den praktischen Prüfungen, sondern im Allgemeinen. Da werden wir mit der Lehrerschaft analysieren, ob wir falsche Anforderungen stellen, ob die Prüfungen zu schwierig sind oder ob das Problem vielleicht auch bei den Lernenden liegt. Wenn sie im Betrieb die theoretischen Ansätze nicht weiterverfolgen und in der Praxis nicht darauf zurückgreifen, dann bleibt Theorie nicht lange präsent.
Was können Betriebe hierbei unternehmen? Oder liegt der Ball in erster Linie beim Verband und den weiteren Prüfungsinstitutionen?
Ich sehe drei Ansatzpunkte. Man kann mit der Ausbildungsqualität die Resultate verbessern. Dann muss das Prüfungsniveau den realen Gegebenheiten entsprechen und drittens kann der verlangte Inhalt mittels Bildungsreform angepasst werden. An Stellen, wo wir jetzt mit den Ergebnissen nicht zufrieden sind, müssen wir alle diese Punkte analysieren. Als Beispiel: Neuanfertigungen gehören in der Spenglerei nicht mehr zum täglichen Brot und trotzdem wird man da und dort im Markt damit konfrontiert – also müssen wir diese Teilaufgabe auch im Qualifikationsverfahren stellen. Dann muss diese Arbeit entweder mehr geübt werden oder wir müssen die Ansprüche senken. In der Lackiererei sehen wir abfallende Resultate im Finish und in Gestaltungsarbeiten. Ich lade hier auch Betriebe dazu ein, sich Gedanken über Massnahmen zu machen, welche die Qualität unserer angehenden Fachkräfte steigern. Wir als Verband werden das Prüfungsniveau wie auch die Bildungsverordnung überdenken.
Wichtig ist, nun nicht Panik zu scheuern. Jeder Player in der Ausbildung ist gefragt, um gemeinsam ein gerechtes und dem Markt entsprechendes Qualifikationsverfahren anbieten zu können. Betonen möchte ich, dass die Lehrabgängerinnen und -abgänger nach Abschluss der Grundbildung noch nicht fehlerfrei arbeiten. Auch hier möchte ich an die Betriebe appelieren, den Jungen eine Chance zu geben, damit diese sich mit der Praxis im beruflichen Alltag weiterentwickeln können.