Um den Puls unter den aktuellen Lehrabgängerinnen und -abgängern zu fühlen und auch Ursachen für den Branchenausstieg einiger Fachkräfte zu verstehen, befragte der Branchenverband diese im Sommer 2022 erstmals in Form einer digitalen Umfrage. Hier erste Erkenntnisse.
Die Carrosserie- und Fahrzeugbaubranche leidet seit Jahren unter einer rückläufigen Anzahl von Lehrvertragsabschlüssen und gleichzeitig hohen Lehrabbruchsquoten. Nun hat der Branchenverband im Juni erstmals eine Befragung der Lehrabgänger durchgeführt. Die Fragen umfassten die Phase der Berufswahl, die Zeit während der Grundbildung und die weiteren beruflichen Ziele der Lehrabgängerinnen und -abgänger.
Geringe Umfragebeteiligung
Der Fragebogen wurde 463 frisch ausgebildeten Jugendlichen zugestellt. Die Rücklaufquote betrug mit 67 Antworten rund 7 Prozent. Bei den kleineren Berufsgattungen Fahrzeugschlosser und Lackierassistentinnen sind wegen der geringen Rücklaufquoten keine repräsentativen Aussagen möglich. Für die Carrosseriespengler und die Carrosserielackiererinnen lassen sich hingegen durchaus Erkenntnisse ableiten. Um mehr und damit auch repräsentativere Resultate zu erhalten, soll die Lehrabgängerbefragung 2023 früher durchgeführt werden. Gleichzeitig wird mit den Lehrpersonen der Kontakt gesucht, um sie davon zu überzeugen, die anonyme Online-Befragung während des Unterrichts durchzuführen. Es folgen einige Highlights aus den Erkenntnissen des Abschlussjahres 2022.
Wahl des Lehrbetriebes
Über 30 Prozent der Befragten entschieden sich aufgrund des Betriebsklimas für einen Lehrbetrieb. Gute Erfahrungen in der Schnupperlehre sind dabei ausschlaggebend; die Präsentation des Betriebes und der Arbeiten muss aber auch ehrlich sein, damit später keine Enttäuschung auftritt. Konkret wünschen sich die Lernenden, dass sie respektiert und auf Augenhöhe behandelt werden und sich die Berufsbildenden auch Zeit nehmen.Die Länge des Arbeitswegs spielt für 20 Prozent eine entscheidende Rolle, was bestätigt, dass Lehrstellenmarketing stark lokal verankert sein sollte. Dies betrifft auch das Umfeld der Stellensuchenden: Der Einfluss der Eltern, Kollegen und weiterer Bezugspersonen ist bei der Berufs- und Betriebswahl nicht zu unterschätzen. Good stories aus dem Betriebsalltag, welche durch Mitarbeiterinnen und aktuelle Lernende des Betriebs im Umfeld verbreitet werden, sind entsprechend ein zentrales Instrument, um bei der Lernendenrekrutierung Auswahl unter geeigneten Kandidaten zu haben.
Hohe Zufriedenheit mit dem Beruf
Positiv für die Branche ist sicher, dass 75 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden mit ihrer gewählten Grundbildung sind und sogar 82 Prozent in der Branche oder auf dem Beruf bleiben möchten. Mit mehr Aufmerksamkeit während der Ausbildung könnte bei den übrigen 25 Prozent die Zufriedenheit gesteigert und damit die Freude am Beruf erhalten bleiben. Die Carrosserie- und Fahrzeugbaubranche lebt von den neu ausgebildeten Fachkräften, die sich mit ihrem Beruf identifizieren und ihren Stolz in die Welt tragen. Denn nur so kann auch langfristig sichergestellt werden, dass genügend Fachkräfte in der Branche vorhanden sind.