Was kommt auf die Branche zu? Welche Themen sollten Carrossiers und Fahrzeugbauer auf ihrer Agenda haben? Im Interview blickt Felix Wyss, Zentralpräsident von carrosserie suisse, voraus auf das neue Jahr.
Felix, wie gross ist deine Freude auf den Jahreswechsel mit den Silvesterfeierlichkeiten?
Der Übertritt ins neue Jahr ist natürlich immer etwas Spezielles. Aber im Grunde wechselt einfach eine Zahl, wie dies etwa auch beim Alter der Fall ist. Und doch: Die Zähler werden auf Null gestellt und wir schreiten vorwärts.
Neues Jahr, neues Glück - in einer Branche könnte man auch sagen: Neues Jahr, neue Herausforderungen. Kannst du etwas einordnen, auf welche Themen sich unsere Branche einstellen vermutlich einstellen muss?
Was natürlich bei vielen bereits auf der Agenda steht, sind die verschiedenen Antriebsstoffe. Wer sich noch nicht mit alternativen Antrieben auseinandersetzt, hinkt wahrscheinlich bereits etwas hinterher. Des Weiteren bin ich grundsätzlich sehr positiv eingestellt, insbesondere, wenn ich mir die jüngsten politischen Entscheide vor Augen führe. Für unser Gewerbe ist die Niederlage der Abstimmung zum Autobahn-Ausbau ein positiver Aspekt. Eine Kollission bei einem Tempo von 20 Kilometern pro Stunde, also im stockenden Verkehr, kann ich reparieren. Bei einem Unfall in höheren Geschwindigkeiten kann der Carrossier auch nicht mehr viel ausrichten.
Wo sollten sich Betriebsinhabende deiner Meinung nach besonders engagieren?
Eines der Zugpferde in unserer Branche ist sicherlich die Weiterbildung. Mit der Erweiterung des Horizontes bleiben Mitarbeitende auf dem neuesten Stand und man ist als Betrieb bestens gerüstet für so manche Angelegenheiten, sei dies im Handwerk, in der Digitalisierung oder anderen Bereichen. Hier spielt der Gesamtarbeitsvertrag eine wichtige Rolle, denn dieser beinhaltet drei bezahlte Arbeitstage Weiterbildung für Mitarbeitende. Diese Weiterbildungsmöglichkeit schätzen Mitarbeitende enorm, da darf ich aus eigener Erfahrung sprechen. Durch entsprechende Weiterbildung konnten beispielsweise auch wir uns besser aufstellen gegen Cyberkriminalität. Wir waren vor rund vier Jahren selbst davon betroffen.
Wir sind uns über das sogenannte Unwort Fachkräftemangel einig. Trotzdem die Frage: Wie gehst du mit dem Umstand um?
Ganz wichtig hierbei ist aus meiner Sicht, sich den aktuellen Gegebenheiten als Betrieb anzupassen. Der Arbeitsmarkt verändert sich und als Arbeitsgeber sollte man die entsprechenden Signale bestmöglich erkennen. Und dennoch: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man als Betrieb auch mal Nein sagen muss. Weiter kann ich von 40 Jahres Erfahrung in der Branche sprechen und heutige Probleme gab es zeitweise auch früher bereits. Im Personalbereich braucht es manchmal auch einfach die nötige Geduld.
Ein weiteres gutes Rezept - ebenfalls aus eigener Erfahrung - ist, Lernende nach ihrer Ausbildung im Betrieb zu halten. Sie sind top motivierte junge Fachkräfte, welche vorhandene Lücken im Team bestens ausfüllen können. Also: Bildet als Betrieb aus und wirkt diesem Unwort Fachkräftemangel auf diese Weiter ebenso entgegen.
2025 wartet auch mit einer ganzen Palette an Events auf uns. Welche sind deine Highlights?
Allen voran freue ich mich auf die Meisterschaften. Die Regionalmeisterschaften im März, gefolgt von den SwissSkills im Herbst. Den Enthusiasmus in den Augen der jungen Fachkräfte zu sehen und zu spüren finde ich wunderbar. Da bin ich sehr gespannt auf die Wettkämpfe und das gesamte Rahmenprogramm. Auch wir sind ja an den SwissSkills in Bern vor Ort mit unseren Berufen und präsent auf dieser einzigartigen nationalen Bühne.
Eine weitere wichtige Bühne wird erneut auch die transport.ch im November. Netzwerkpflege, das Bestaunen von neuesten Trends und Technologien - und carrosserie suisse mittendrin.